
In jüngerer Zeit tritt der bekannte GSoA-Vertreter und selbsterklärte Pazifist Jo Lang immer wieder mit problematischen, kriegstreiberischen Aussagen an die Öffentlichkeit. In einer Rede Ende März 2025 fordert er Waffenlieferungen an die Ukraine, stellt den militärischen Sieg der Ukraine als alternativlos dar – und bringt sogar einen NATO-Beitritt der Schweiz als politisch denkbare Option zur Debatte. Wörtlich sagte er an der Versammlung einer Basler SP-Sektion: «Um zu verhindern, dass Russland gewinnt, ist die Ukraine auf NATO-Waffen angewiesen. Das muss ich als Pazifist eingestehen. (…) Aber das Stiften von Frieden kann in Extremfällen den Einsatz von Waffen erheischen.»
Fragwürdige Gleichsetzung
Direkt unter dem zitierten Satz legitimiert Lang seine Haltung, indem er auf die Rolle der Alliierten im Zweiten Weltkrieg verweist, die Europa von den Nazis befreiten. Der Gedanke, dass Waffen in bestimmten Extremsituationen Frieden schaffen können, mag emotional nachvollziehbar sein – er ersetzt jedoch keine systemische Analyse der heutigen geopolitischen Verhältnisse. Russland ist nicht Nazi-Deutschland, und Putins Angriffskrieg, so verwerflich er auch ist, lässt sich nicht eins zu eins auf die faschistischen Expansionsbestrebungen der 1930er-Jahre übertragen.
Dennoch scheint Lang – bewusst oder unbewusst – genau diesen Vergleich immer wieder vorzunehmen. Damit legitimiert er nicht nur die Militarisierung in den westlichen Ländern, sondern trägt zur moralischen Aufrüstung einer geopolitisch hochgefährlichen Konfrontation bei und verharmlost die Verbrechen des Faschismus. Wer – wie Lang – Russland zu einem neuen «Hitlerstaat» erklärt, öffnet auch die Tür für jene Logik, in der Waffenlieferungen nicht mehr hinterfragt, sondern als ethische Pflicht dargestellt werden.
Ein verkürzter Pazifismus
Langs Position offenbart ein tieferliegendes Problem: die Unschärfe und strategische Schwäche eines Pazifismus, der sich nicht klar genug mit den Ursachen von Gewalt und Krieg beschäftigt hat. Viel zu oft bleibt es bei der moralischen Ablehnung von Waffen, ohne dass die ökonomischen, imperialen und machtpolitischen Verhältnisse, die kriegerische Eskalationen überhaupt erst ermöglichen, ernsthaft analysiert wurden.
Lang verurteilt zu Recht die russische Aggression – doch seine Positionen verstärken Narrative, die militärisches Handeln des Westens als alternativlos erscheinen lassen. Damit untergräbt er die Glaubwürdigkeit des Pazifismus und der Friedensbewegung insgesamt. Jo Lang steht heute sinnbildlich für die innere Krise einiger Strömungen des modernen Pazifismus: Er verkörpert die Spannung zwischen moralischem Ideal und geopolitischer Realität – aber er löst sie nicht, sondern verschiebt die Grenze des Vertretbaren. Wer als Pazifist zu den Waffen ruft, gibt sein Profil auf. Es ist ein Beispiel dafür, wie eine politische Bewegung an ihrem eigenen Unwillen zur Analyse scheitern kann.
Konsequent für den Frieden
Die Schweizerische Friedensbewegung SFB verfolgt einen grundlegend anderen Ansatz. Als breit verankerte, weltanschaulich offene Bewegung steht sie in solidarischer Verbindung mit Friedenskräften weltweit. Sie verbindet die konsequente Ablehnung von Aufrüstung, imperialer Kriegslogik und geopolitischer Konfrontation mit dem Eintreten für internationale Entspannung, Dialog, Völkerfreundschaft und globale Gerechtigkeit. Die SFB versteht Frieden nicht als moralische Haltung, sondern als politisches Projekt, das die Ursachen von Krieg – Ausbeutung, Feindbilder, Vorherrschaftsansprüche – bekämpft. In diesem Sinne bietet die SFB eine glaubwürdige und handlungsfähige Alternative in einer Zeit zunehmender Militarisierung.
Schweizerische Friedensbewegung